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Erasmus+ Jobshadowing am Gymnasium Altona

Bericht

Geschrieben von Anja von Seth am Mittwoch, 15. Februar 2023

Drei Lehrerinnen aus der Grundschule Fran Koncelak Drnje in Kroatien waren vom 23. – 27. Januar 2023 im Rahmen des Erasmus+ Programms zu Besuch am Gymnasium Altona, um während ihres Aufenthaltes mehr über das deutsche Schulsystem zu erfahren. Dabei war es für die die drei Kolleginnen wichtig, ihren Besuch mit den Zielen ihrer Erasmus+ Akkreditierung zu verbinden: Verbesserung des persönlichen Potenzials, Verbesserung von Motivation, Innovation, Kreativität und Ehrgeiz bei Lehrer:innen und Schüler:innen und Verbesserung der Arbeit mit Hochbegabten.

 

Ana Tustonjić Dombaj unterrichtet an der kroatischen Schule Kroatische Sprache und Literatur. Sie selbst lebte bis zu ihrem 20-sten Lebensjahr in Deutschland und besuchte ein Gymnasium, wo sie auch das Abitur machte. Andrea Pandurić unterrichtet Deutsch als zweite Fremdsprache und Geschichte. Ksenija Varović unterrichtet Mathematik und leitet die Zweigschule.

Hier ist ihr Erfahrungsbericht:

Der einwöchige Aufenthalt ermöglichte es uns, uns mit den Lehr- und Lernmethoden an deutschen Schulen bekannt zu machen. Im Gespräch mit den Gastlehrern und Gastlehrerinnen wurden viele Themen besprochen. Viele verschiedene Unterrichtsstunden und Fächer wurden besucht und beobachtet. Wir sprachen über die Unterschiede des deutschen und kroatischen Lehrplans und am Ende wurde eine kritische Reflexion abgehalten.

Für mich (Ana) war es interessant nach so vielen Jahren wieder auf einem Gymnasium zu sein und den Unterricht zu verfolgen. Im Vergleich zu meiner Schulzeit sind in den Klassen heute mehr Schüler und die Lehrmethoden anders. Ein weiterer Unterschied ist, dass der Unterricht in Blockstunden abläuft und es dazwischen größere Pausen gibt. Was mir besonders gefallen hat, war, dass am Gymnasium Altona auf Schulglocken verzichtet wird. Das Schulsystem in Kroatien unterscheidet sich vom deutschen insofern, als die Grundschule insgesamt acht Jahre dauert. Anders als in Deutschland unterrichtet ein Lehrer nur ein Schulfach. In Deutschland ist es üblich, dass ein Lehrer mehrere Fächer unterrichtet. Der größte Unterschied ist, dass das Schulwesen in Deutschland Ländersache ist. In Kroatien gilt ein System für alle Schulen.
Für mich (Andrea) war der Aufenthalt im Gymnasium Altona ebenfalls sehr interessant. Wenn man diese zwei Schulen vergleicht, gibt es viele Unterschiede. Der Unterrichtstag dauert etwas länger als in der kroatischen Schule, aber auf der anderen Seite haben die Schüler:innen im Gymnasium Altona längere Pausen und somit genug Zeit, etwas in Ruhe zu essen oder sich ein bisschen zu erholen. Die Schüler:innen haben eine sogenannte “Putz-Pflicht” - sie müssen jeden Tag nach dem Unterricht das Klassenzimmer fegen und jede Woche macht eine Klasse den Schulhof sauber.  So übernehmen die Schüler Verantwortung, sie arbeiten im Team und lernen, dass mit Rechten auch Verpflichtungen verbunden sind. Die Schüler sind selbständig und bekommen oft Aufgaben, bei denen sie selbst den Weg zur Lösung finden sollen, sie diskutieren viel und geben oft sehr objektive Rückmeldungen zu Beiträgen anderer Schüler. Lehrer und Lehrerinnen am Gymnasium Altona unterrichten die verschiedensten Fächerkombinationen, wie z.B. Englisch und Mathe, was in Kroatien unmöglich ist. Und sie arbeiten nach verschiedenen Zeitfaktoren - für Fächer, wo man weniger Vorbereitung braucht und weniger Klassenarbeiten schreibt, ist der Zeitfaktor niedriger als z.B. beim Fach Deutsch, was eigentlich auch Sinn macht und vollkommen in Ordnung ist. Sehr interessant war auch die Tatsache, dass die Schulleiterin selbst noch zwei Stunden pro Woche unterrichtet. Man sagt, das sei optional bei jedem/-r Schulleiter:in, aber wir finden das sehr gut, denn so hat der Schulleiter / die Schulleiterin Kontakt zu den Schüler:innen, sie sieht, wie sich die Generationen ändern und mit welchen Problemen sich die Lehrkräfte auseinandersetzen. Die Schüler im Gymnasium Altona haben auch weniger Fächer als die Schüler in Kroatien und sie müssen alle eine zweite Fremdsprache lernen. 

Im Gespräch mit der deutschen Schulleitung tauschten wir Erfahrungen und Unterschiede aus. Die meisten Stunden und der meiste Unterricht, den ich (Ksenija) besuchte und beobachtete gehörten den STEM-Fächern an. Die Lehrmethoden unterscheiden sich teils von den kroatischen. Anders als in Kroatien waren die Schüler ständig mental und verbal aktiv. Die Lehrkräfte verlangen von ihnen, dass sie zuerst selbst über ein gestelltes Problem nachdenken und versuchen zu einer Schlussfolgerung kommen. Die Schüler werden nicht direkt mündlich abgefragt, sondern ihr Beitrag und ihre Schlussfolgerungen zum Lernstoff tragen kontinuierlich zu ihrer Schulnote bei. Alle Schüler sind aktiv in den Unterricht involviert und es wird viel Wert auf Partner- und Gruppenarbeit gesetzt. Die Lehrkraft ist Beobachter, der mit seinen Fragen zum Ergebnis führt. Falsche Antworten werden nicht korrigiert, sondern die Lehrkraft  versucht die Schüler:innen in die richtige Richtung zu führen, indem er den Schüler:innen zusätzliche Fragen stellt.
Nach unserer Rückkehr haben wir alle drei von unseren Erfahrungen berichtet und unseren kroatischen Kollegen Lehrbeispiele vorgestellt.

Zusammenfassend kann man sagen, dass es sich für jede europäische Lehrkraft lohnt, ein Jobshadowing zu machen, denn an jeder Gastschule kann man neue Eindrücke gewinnen, Neues entdecken und kennenlernen und es in seine Arbeit mit einbringen und einbeziehen. Darüber hinaus erweitert solch ein Arbeitserlebnis sicherlich auch den eigenen Horizont.

Wir bedanken uns nochmals herzlich bei allen, die uns diesen Aufenthalt ermöglicht haben, den Lehrkräften, die wir hospitieren durften, Anja Lindenau, die sich für uns Zeit genommen hat, und vor allem bei Anja von Seth, die unseren Aufenthalt so gut vorbereitet hatte und uns die ganze Woche lang mit Rat und Tat begleitet hat.Erasmus logo 1

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